„Wie geht’s?“ Viele Begegnungen beginne ich mit diesem Satz.Manchmal allerdings merke ich schon bei der zweiten Silbe, dass das gerade ein irgendwie ungünstiger Anfang ist. Aber da der ganze Satz nur zwei Silben dauert, ist es dann immer schon zu spät: Ich beobachte mein Gegenüber, seinen Gesichtsausdruck und seine Körpersprache, und vermute, dass sich da gerade einer entscheiden muss zwischen einem kurzen gelogenen “gut“, einem weniger aussagekräftigen und unverfänglichen „passt schon“ und einer ehrlichen Antwort. Die allerdings würde länger dauern. Und wir beide sind uns in dem Moment überhaupt nicht sicher, ob dafür gerade genügend Zeit, Energie und Interesse zur Verfügung stehen.

„Wie geht’s?“ – Was für eine blöde Frage manchmal!

Wir wissen doch alle, dass nicht immer alles schick, schön und happy ist!Wir brauchen ja nur ganz kurz zu überlegen, und schon fallen uns unzählige Beispiele ein, in denen diese Frage, wenn sie leichtfertig dahingeworfen wird, einfach nicht geht! Weil es manchmal eben nicht die Frage ist, wie es gerade geht, sondern ob’s überhaupt noch geht.Dann ist es nicht relevant, ob der Kaffee ok war, ob ich Kopfweh habe, ob der Busfahrer schlecht gelaunt ist, sondern dann stellt sich die ganz existenzielle Frage: „Wie geht’s weiter? Wie kann ich so leben?“ Und dann, lieber Gesprächspartner, hab Acht! Sei da! Hör zu!


“Wie geht’s?“ – Wenn ich diese Frage stelle, dann muss ich auch Zeit für die Antwort haben!


Hannah von Schroeders / unveröffentlichter Text


Bayrischer Rundfunk vom 19. März 2019